Rappenau erlebt mit dem Jungen Kammerchor Rhein-Neckar eine Sternstunde der Chormusik

Stehend, mit anhaltendem Applaus bedankte sich in Bad Rappenau eine ganze Kirche voller Besucher für einen herausragenden Konzertabend: Chorgesang der Spitzenklasse hatte Mathias Rickert in einem a-cappella Programm mit dem Jungen Kammerchor Rhein-Neckar präsentiert.

Den Bad Rappenauern selbst, aber auch in vielen umliegenden Gemeinden ist der gebürtige Siegelsbacher kein Unbekannter. Dies und die Tatsache, dass Sängerinnen und Sänger aus der Kurstadt und Umgebung zum Kammerchor zählen, mag den überraschend großen Zuspruch erklären, den das Konzert fand. Sein Glanzstück war ohne Zweifel „Jesu meine Freude“, die bekannte Bach-Motette. Um dieses zentrale, fünfstimmige Werk reihten sich allerdings Perlen erlesenen Chorgesangs. Nicht umsonst hat Rickert erfahrene Sängerinnen und Sänger, junge Dirigenten oder Gewinner beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ für den derzeit 17-köpfigen Chor gewonnen.

Professionalität zeichnet ihn aus von der Präsentationsform bis in gesangliche Details, die nicht nur durch sichere Stimmführung in allen Tonlagen, sondern auch durch tiefe Einfühlung bestachen. Ohne Schnörkel, dafür klar und durch den lateinischen Text rund stand zur Eröffnung Johann Kuhnaus „Tristis est anima mea“, einer fünfstimmigen Barock-Motette, der moderne Satz „O vos omnes“ von Ignacio Mocoroa gegenüber. Wie aus einem Mund saßen nicht nur hier die Einsätze: Dass die Interpreten in jeder Stimme selbst ihre Töne fanden und ohne störendes Einstimmen zurecht kamen, nahm sich aus wie Zauberei und ergänzte den Eindruck würdiger Eleganz. Treffsicher in Ton und dynamischer Stimmigkeit sangen die Siebzehn Ole Schützlers „Agnus Dei“, einer Uraufführung mit Anleihen in der Gregorianik. Der pointierte Einsatz der Frauenstimmen ließ da aufhorchen, das flehentlich intonierte „Misere nobis“ und das verzweifelte „Dona nobis pacem“, das in ein langes, ruhiges „Amen“ mündete.

Nüchterner kam da Heinrich Kaminskis Chor zum 130. Psalm daher, mit einem sanften Sopran-Solo, zu dem die fordernde Verheißung auf Erlösung in einem starken Fortissimo kontrastierte. Zwei Sätze aus Georg Philipp Telemanns Sonate in D-Dur für Trompete (Griseldis Lichdi) und Orgel (Alexander Gütinger) brachten lebhaft Zwischentöne ins Ohr. In der Bach-Motette selbst gelang dem Chor ein durchgängig einfühlsamer Ausdruck: In zügigem Tempo stellte er den emotional und heftig betonten Chorstrophen die innigen zartversöhnlichen Bibelverse gegenüber, wechselte von aufgeregter Verheißung zu entspannter Freude und fügte mit scheinbarer Leichtigkeit die solistisch besetzten Verse in die großen Chöre. Zur Klang-Offenbarung aus scharfen Dissonanzen, die sich in erlösende Harmonien ausbreiteten, geriet Knut Nystedts Arrangement des Bachchorals „Komm süßer Tod“, vorgetragen von den Emporen. Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir“ schloss sich ein Kreis aus gesungenen Kostbarkeiten. Bemerkenswert.