Junger Kammerchor Rhein-Neckar trat mit Solistin in der Bad Rappenauer Herz-Jesu-Kirche auf

Bad Rappenau. Wie könnte chorale Zukunftsmusik, die Bestand hat, klingen, wenn nicht so? Die Begeisterung von zirka 300 Menschen in der Herz-Jesu-Kirche materialisierte fast: Immer wieder Beifallsstürme nach den Soli von Sopranistin Helena Günther; minutenlange stehende Ovation für den Jungen Kammerchor Rhein-Neckar unter der Leitung von Mathias Rickert und für das Orchester aus Studenten der Musikhochschulen Mannheim, Karlsruhe und Stuttgart.

Wer's gut dargebracht hört, den fasziniert es: die vielleicht bedeutendsten Werke zweier bemerkenswerter Zeitgenossen – Morten Lauridsens (*1943) „Lux Aeterna“ und das „Magnificat“ von John Rutter (*1945) – zusammengefasst unter dem zentralen Thema „Licht“, verfolgte das Auditorium größtenteils mit fast automatisch geschlossenen Augen. Die Leichtigkeit und die Perfektion, ja die „Coolness“, mit der sich sämtlichen Akteure der schwierigen Musik annahmen, war nämlich sehenswert, wirkte im Rückblick wie sanfte Ironie und fast frech. Und wären nicht Baden-Württembergs offenkundig beste Nachwuchs-Musiker am Konzertieren gewesen – die Aufführung mit ihrem, trotz aller harmonischer Finesse, experimentellen Charakter hätte enden können in einem die Harmonien verschleppenden, gefühlsduseligen Chor-und-Orchester-Brei. War aber nicht so.

„Coolness“ hin oder her: reines Gefühl wurde auf den Punkt gebracht. Meditativ und mit Anklängen von Renaissance-Musik der erste Teil, das „Ewige Licht“, vom Skandinavier. Musik und Stimmen sich umgarnend und sehr dicht bei einander, beeindruckende Streicher-Sätze. Rhythmisch, ja folkloristisch angehaucht Rutters „Lobpreis“, auf den sich Pfarrer Wolfgang Gätschenberger so sichtlich gefreut hatte. Hier ging man auch „orchestermäßig in die Vollen“, allerhand Rhythmik und Schlagwerk wurde aufgeboten, hier und da zieselte eine Harfe, hauchte ein Flügelhorn, wummerte die Oboe. Psychedelic-Musik im Kirchenschiff der Katholiken? Das Orchester half mit Benjamin Brittens „Sentimental Sarabande“ bei der Überfahrt auf ruhiger See, vom getragenen Lauridsen-Stück zu Rutters Lebendigkeit. Da brauchte man nicht mehr viel zu sagen: im Sommer gewinnt der Landespreisträger Junger Kammerchor Rhein-Neckar dann in Kiel den Bundeswettbewerb; Sopranistin Helena Günther, die ab April im Schlosstheater Berlin-Rheinsberg als „Dardane“ in der Haydn-Komposition der „Entführung aus dem Serail“ (sieben Jahre vor der Mozarts komponiert) zu hören sein wird, geht dann später nach New York, Wien oder sonstwo hin. Aber das ist jetzt wirklich Zukunftsmusik.