Heilbronn - Am Ende werden die Zuhörer, die bis eben ergriffen schweigend dem ätherischen Gesang des Jungen Kammerchors Rhein-Neckar gelauscht haben, aufstehen und tosenden Applaus spenden.
Eine Stunde der Kirchenmusik voll demütiger musikalischer Andacht ist zu Ende. Gestaltet von einem 20-köpfigen Ensemble, das in seinem jugendlichen Alter keinen Hehl aus der Freude am Vortrag ernsthafter Chormusik macht und gerade deshalb einen Schimmer Hoffnung in die Kilianskirche trägt.
Traumwandlerisch Diszipliniert, klar artikulierend und in jedem Ton seinem ebenfalls noch jungen Dirigenten Mathias Rickert folgend, bewegt sich der Chor mit traumwandlerischer Sicherheit durch Literatur aus den letzten zwei und dem aktuellen Jahrhundert. Ausgesucht ist dabei der maßvolle Kontrast zwischen fragilster Zartheit und kraftvollem Anschwellen, dem die Akustik der Kirche wie ein Verstärker dient.
Überirdisch schwebt der Sopran in Ignacio Mocoroas „O vos omnes“ über den anderen Lagen, die sich zu gregorianisch anmutendem Gesang formieren. In vier- bis achtstimmigen Motetten von Johannes Brahms und Eric Whitacre beeindrucken das gezielte, ruhevolle An- und Absteigen, Wechsel von Crescendo und Decrescendo mit dezentem Ritardando und die bewegliche Modulation, die das singende Kollektiv in durchsichtige Klangschleier teilt.
Unter dem Dirigat Rickerts, Musiklehrer in Heidelberg und Musikrat-Stipendiat, kommt der Einsatz der Sänger aus der Region zwischen Mannheim und Heilbronn selbst bei schwierigsten Chorsätzen eindeutig, werden Textstellen markant betont, fluten Stimmebenen pulsierend ineinander.
Tonrein Beschwörend liegt Wolfram Buchenbergs „Ich bin das Brot des Lebens“ auf einem Ton, bis die Stimmen wie Glocken pendeln; gleißende Polyphonie bestimmt die tonrein gesungene moderne Motette von Damijan Mocnik, bei Vytautas Miskinis berühren die chromatische Klangstruktur und ein volltönender Bass. In Rudolf Mauersbergers „Vater unser“ schwebt Rachel Kugels edler Alt über dem betenden Rezitativ der Männer. Voll Ehrfurcht gelingt Mendelssohn-Bartholdys „Herr, nun lässest du“. Wellness für Ohren und Seele – klingende Kunst für einen Moment der Stille. Zugabe: „Shenandoah“, innig gesungen im vielgliedrigen Chorsatz.