Jamulus
Während der COVID-19-Pandemie und des Lockdowns haben wir Online-Probenformate mit der Software Jamulus genutzt. Hier sammeln wir unsere Erfahrungen damit.
Viele Chöre nutzen für Online-Chorproben Videokonferenzen über z.B. Zoom oder Microsoft Teams. Videokonferenzprogramme sind jedoch nicht für gemeinsames Musizieren optimiert, sondern für Sprachunterhaltungen. Gleichzeitiges Musizieren mit Ton ist aufgrund der unterschiedlichen Verzögerungen üblicherweise nicht möglich. Daher probt man per Videokonferenz üblicherweise so, dass der/die Chorleiter/-in Klavier spielt und ggf. eine Stimme mitsingt, und die Sängerinnen und Sänger zu Hause dazu singen, ohne die anderen hören zu können. Der Chorverband Berlin hat hierzu auch einen sehr schönen Leitfaden verfasst. Der Vorteil dieser Probenarbeit besteht vor allem darin, dass sie einerseits besser als gar keine Probenarbeit ist, und andererseits die allermeisten Sänger irgendwie Zugang zu einem Gerät haben, mit dem man Videokonferenzen machen kann. Der Nachteil ist jedoch, dass kein gemeinsames Singen möglich ist.
Die Alternative: Jamulus
Das gemeinsame Singen über große Entfernung ist aufgrund der zeitlichen Verzögerung (Latenz) schwierig. Es gibt Spezialprogramme, deren Zweck es ist, die Latenz möglichst gering zu halten (siehe Wikipedia für eine Übersicht). Wir verwenden Jamulus, weil es eine kostenlose und offene Software ist, die auch für größere Gruppen (> 20 Teilnehmer) geeignet ist, und die wir auf unserer eigenen Infrastruktur betreiben können. So sind wir nicht abhängig von dem Preismodell eines bestimmten Anbieters.
Um die Latenz so gering zu bekommen, dass gemeinsames Musizieren möglich ist, muss man gegenüber Videokonferenzprogrammen Einschränkungen in Kauf nehmen:
- Jamulus bietet nur Tonsignal, kein Video. Man kann jedoch zusätzlich Video mit Jitsi verwenden.
- Jamulus läuft auf fast allen PCs, Laptops, Tablets und sogar Mobiltelefonen. Man muss jedoch einen kabelgebundenen Kopfhörer verwenden und sollte LAN statt WLAN oder Mobilfunknetz verwenden. Dies ist über Adapter mit allen Geräten möglich.
- Die Installation und Konfiguration ist aufwändiger als bei Videokonferenzprogrammen.
Wir finden dennoch, dass sich der Aufwand lohnt und die Proben über Jamulus viel mehr mit »echten« Chorproben zu tun haben als die Proben über Videokonferenzprogramme.
Im folgenden beschreiben wir unsere Erfahrungen mit der Software.