Jamulus stellt weder hohe Anforderungen an die verwendeten Rechner noch an die Bandbreite der Internetverbindung. Man kann mit einem Laptop von 2010 und einem DSL-Anschluss mit 50 Mbit/s sehr gut an Jamulus teilnehmen. Wichtiger als Prozessor und Speicher des Rechners ist die verwendete Audio-Hardware (siehe Unterpunkte); wichtiger als die Bandbreite der Internetverbindung (in Mbit/s) ist der Ping (Zeit, die das Signal zum Server und zurück benötigt). Dieser hängt von der Qualität des Anschlusses, der Tageszeit und der Auslastung durch Mitbenutzer am gleichen Anschluss ab (Netflix, Online-Spiele, …). Als Benutzer kann man den Ping möglichst niedrig halten, indem man den Rechner per LAN-Kabel an den Router anschließt und, falls der Jamulus-Server es unterstützt, indem man IPv6 verwendet. Teilnahme per WLAN oder Mobilfunknetz kann in manchen Fällen klappen, sorgt aber auf jeden Fall für höhere Latenz als am LAN-Anschluss. Falls man keine LAN-Verkabelung im Haus hat, aber an den Router drankommt, kann man sich für wenig Geld ein langes Kabel kaufen (30 m CAT.5-Kabel kosten ca. 20 €) und für die Proben zum Router legen.
Jamulus gibt es für fast alle gängigen Betriebssysteme. Lediglich Windows on ARM (wie z.B. beim Microsoft Surface Pro X) und ChromeOS werden zur Zeit nicht unterstützt. Auch auf Android-Tablets und -Telefonen sowie auf dem iPad/iPhone ist die Installation möglich, jedoch etwas komplizierter. Mobile Geräte wie Laptops, Tablets und Telefone haben üblicherweise keine LAN-Buchse und heutzutage auch oft keinen Klinkenanschluss für Headsets mehr. Es gibt jedoch USB-Adapter für beides. Es ist auch möglich, Jamulus auf einem Raspberry Pi zu installieren. Oft sind die Latenzen dort sehr viel niedriger als z.B. auf Windows-Geräten. Mit dem Image JamBox kann man sich den Raspberry Pi so konfiguieren, dass er die Verbindung zu einem Server selbständig aufbaut. Das Mischpult kann man dann über Browser z.B. von einem Tablet fernsteuern. Dies kann eine Möglichkeit für Sängerinnen und Sänger sein, die keinen PC/Laptop besitzen.
Audio-Hardware: für Sänger-/innen
Als Minimallösung nutzt man einen kabelgebundenen Kopfhörer (USB oder Klinke, aber kein Bluetooth, da dies zusätzliche Verzögerung erzeugt) und nutzt das im Laptop eingebaute Mikrofon, oder man verwendet ein kabelgebundenes Headset. Manchmal verweigern USB-Headsets den Dienst, wenn das Mikro nur 16 kHz Abtastfrequenz (=Telefonqualität) bereitstellt, da Jamulus 48 kHz benötigt. Besser als Headsets oder Laptop-Mikros sind USB-Mikrofone: Schon die billigsten Podcast-Mikros für ca. 20 € klingen um Längen besser und können auch näher oder weiter weg vom Mund platziert werden, was gerade für hohe Stimmen wichtig sein kann, um Übersteuerungen zu vermeiden. Ideal sind natürlich USB-Audio-Interfaces mit eigenen ASIO-Treibern und professionelle Kopfhörer/Mikrofone. Diese gehen dann natürlich schnell in mehrere hundert Euro. Am Ende dieser Seite gibt es auch Hardware-Empfehlungen.
Falls man einen Zoom-Recorder besitzt, kann man diesen auch per USB an den Rechner anschließen und als Mikrofon verwenden. Unter Windows gibt es dafür sogar ASIO-Treiber, die aber oft zu höherer Latenz führen als ASIO4All. Den Kopfhörer muß man dann auch an den Ausgang des Zoom-Recorders anschließen.
Audio-Hardware: für Dirigent/-innen
Als Dirigent/-in sollte man sich unbedingt ein USB-Audio-Interface mit zwei Eingängen, einen ordentlichen Kopfhörer und ein Mikrofon mit XLR-Anschluss zulegen. Reine USB-Mikrofone sind zu unflexibel, da man sie nicht an ein Mischpult oder Interface anschließen kann, was man aber benötigt, wenn man zusätzlich noch ein E-Piano anschließen möchte, oder wenn man es für ernsthafte Audio-Aufnahmen verwenden möchte. Zudem gibt es keine USB-Mikrofone mit eigenem ASIO-Treiber.
Will man mehr als zwei Soundquellen gleichzeitig in Jamulus nutzen, muss man beachten, dass Jamulus nur zwei Eingabekanäle (links/rechts) pro laufendem Anwendungsprogramm nutzt. Das heißt, daß man bei einem Audio-Interface mit z.B. vier Eingängen ohne zusätzlichen Aufwand nur zwei gleichzeitig nutzen kann. (Diese Einschränkung gilt übrigens auch für Zoom & co.) Dies kann man auf mehrere Arten lösen:
- Hardware-Mixer verwenden
- Wenn man das Interface noch nicht gekauft hat, kann man stattdessen einen Mixer mit USB-Anschluss kaufen; diesen kann man so einstellen, dass er den Stereo-Mix über USB an den Rechner sendet. Man sollte jedoch beachten, dass einige Mixer es nicht ermöglichen, das »Direct Monitoring« abzustellen; man hört also immer auf den Kopfhörern auch sein eigenes Mikrofonsignal. Wenn man sein eigenes Signal auch über Jamulus (mit Verzögerung) hören möchte, hört man sich also selbst immer doppelt. Sicherer – und auch sinnvoller, wenn man schon ein Interface hat – ist es daher, einen kleinen Mixer ohne USB zu kaufen, dessen Ausgänge man dann mit den Eingängen des Interfaces verbindet.
- In Software zusammenmischen
- Es gibt virtuelle Mixer für alle Betriebssysteme, die verschiedene Eingänge zu einem virtuellen Signal zusammenfassen können. Kostenfrei gibt es unter Windows z.B. ASIOLinkPro, SAR und VoiceMeeter, unter MacOS z.B. BlackHole, unter Linux Jack. Manche Audio-Interfaces wie z.B. das FocusRite Scarlett haben auch Routing-Funktionen in den Treiber eingebaut. Es gibt noch viele weitere Programme, die das können, die aber größtenteils kostenpflichtig sind. Die Einrichtung kann knifflig werden und erfordert mehr Erfahrung als die Hardware-Lösung, außerdem kann sie zusätzliche Latenz verursachen.
- Mehrere Jamulus-Instanzen verwenden
- Man kann mehrere Jamulus-Instanzen (ggf. auf mehreren Rechnern) starten, sich einmal als »Dirigent« (mit Mikrofoneingang) und einmal als »Dirigent Piano« (mit E-Piano-Eingang) einwählen. Dann können die Sänger/-innen selbst einstellen, wie laut die Stimme und Klavier des/der Dirigent/-in jeweils sind.
Hardware-Empfehlungen
Für die Audio-Hardware gibt es im Jamulus-Wiki eine Liste von Geräten, die mit Jamulus gut funktionieren. Auch Joe Völker hat eine Seite dazu. Wir haben hier Hardware aufgeführt, die unsere Sängerinnen und Sänger verwenden, und sie nach Preis gestaffelt. Natürlich gibt es dutzende andere Geräte, die auch gut funktionieren; die Empfehlungen geben wir also auch ein wenig nach unseren persönlichen Vorlieben. Daher kommen auch nur die günstigeren Interfaces von Behringer zum Einsatz, da wir finden, dass man zuerst in bessere Mikrofone und Kopfhörer investieren sollte, bevor sich ein teureres Interface lohnt. Wir haben absichtlich keine Links zu Online-Händlern eingefügt, die Produkte dürften aber leicht zu finden sein.
Ich möchte ausgeben | Ich habe einen Kopfhörer | Ich habe noch keinen Kopfhörer |
< 30 € | Fun Generation USB One (25 €) | Sennheiser PC8* (30 €) |
< 70 € | Superlux E431U** (59 €) | Fun Generation USB One + AKG K-72 (62 €) |
< 130 € | Behringer UMC204HD + Marantz MPM-1000 (128 €) | Superlux E431U** + beyerdynamic DT-240 Pro (125 €) |
< 200 € | Behringer UMC204HD + Shure SM58 (177 €, zzgl. Ständer/XLR-Kabel) | Behringer UMC204HD + Marantz MPM-1000 + beyerdynamic DT-240 pro (194 €) |
< 300 € | Behringer UMC204HD + Shure Beta 58 A (228 €, zzgl. Ständer/XLR-Kabel) | Behringer UMC204HD + Marantz MPM-1000 + beyerdynamic DT-770 pro (253 €) |
* Generell raten wir von der Verwendung eines Headsets bei Jamulus ab. Es ist hier nur der Vollständigkeit halber und als sehr günstige Alternative aufgeführt.
** Das Superlux kann unter Windows Probleme mit ASIO4All machen, die sich als Rauschen äußern. Abhilfe schaffen kann man durch die Verwendung von Jack statt ASIO4All. Wir empfehlen es dennoch, da es in dieser Preisklasse das einzige USB-Mikrofon mit Kopfhörerausgang und umfangreichen Einstellmöglichkeiten (Kopfhörerlautstärke, Mikrolautstärke, Mix Computeraudio/Monitoring) ist.